Hamburg – Der Hamburger Stadtteil St. Georg, bekannt für seine kulturelle Vielfalt und Nähe zum Hauptbahnhof, hat sich in den letzten Jahren zu einem Brennpunkt der offenen Drogenszene entwickelt. Für viele Anwohner hat sich die Lebensqualität massiv verschlechtert. Besonders der Steindamm, einst eine lebendige Straße voller Geschäfte und Restaurants, ist heute geprägt von Drogenabhängigen, Kriminalität und Unordnung.
Ein Viertel im Ausnahmezustand
Ein Spaziergang über den Steindamm zeigt das Ausmaß der Krise: Gruppen von Menschen, die unter Drogeneinfluss stehen, sitzen in Hauseingängen oder auf Gehwegen, während der Handel mit Betäubungsmitteln offen stattfindet. Anwohner und Geschäftsleute sind verzweifelt. „Es ist unerträglich geworden. Ich finde jeden Morgen Spritzen vor meinem Laden“, berichtet ein Restaurantbesitzer, der anonym bleiben möchte. „Kunden bleiben aus, und die Stimmung im Viertel ist einfach düster.“
Die Polizei versucht, durch verstärkte Kontrollen am Hauptbahnhof und im angrenzenden Viertel Präsenz zu zeigen, doch viele Anwohner fühlen sich im Stich gelassen. Die Verdrängung der Drogenszene in kleinere Nebenstraßen wie den Steindamm hat die Situation nicht verbessert, sondern lediglich verschoben.
Eine belastete Statistik
Laut Schätzungen sind über 80 % der Personen in der Drogenszene im Viertel Migranten. Viele von ihnen stammen aus prekären Verhältnissen und sind in einem Teufelskreis aus Drogenabhängigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit gefangen. Diese Tatsache wird von manchen als Tabuthema angesehen, doch sie spiegelt eine Realität wider, die für viele Anwohner nur schwer zu ertragen ist.
„Es geht nicht darum, Menschen zu stigmatisieren, sondern die Ursachen zu bekämpfen“, sagt ein Sozialarbeiter, der anonym bleiben möchte. „Viele dieser Menschen haben keinen Zugang zu Hilfe oder Therapieangeboten, und das macht die Situation nur schlimmer.“
Reaktionen aus der Politik
Die Drogenkrise hat auch politische Diskussionen ausgelöst. Kritiker werfen der Stadt vor, die Problematik jahrelang ignoriert zu haben. „Es ist ein Armutszeugnis, dass ein Viertel wie St. Georg, das so viel Potenzial hat, durch diese Zustände in Verruf gerät“, sagt ein Vertreter der Opposition. Forderungen nach mehr Polizeipräsenz, Präventionsmaßnahmen und Therapieplätzen werden laut, doch konkrete Lösungen lassen auf sich warten.
Die rot-grüne Stadtregierung steht unter Druck, die Situation in den Griff zu bekommen. Doch für viele Bewohner fühlt es sich an, als ob der Fokus eher auf kosmetischen Maßnahmen liegt, anstatt die grundlegenden Probleme anzugehen.
Die Forderung nach einer Lösung
Während einige Bewohner das Viertel verlassen, um sich und ihre Familien zu schützen, kämpfen andere weiterhin für Veränderungen. „Wir brauchen endlich echte Hilfe, nicht nur Kontrollen und Verbote“, sagt ein Anwohner. „Es muss ein Gleichgewicht geben zwischen Hilfe für die Abhängigen und Sicherheit für die Menschen, die hier leben.“
Die Situation auf dem Steindamm und in St. Georg ist ein Spiegelbild der Herausforderungen vieler europäischer Großstädte. Ohne mutige und nachhaltige Entscheidungen droht der Stadtteil weiter abzurutschen – zum Nachteil aller, die dort leben und arbeiten.